Young-Stage-Projekt in Leverkusen Mann mit neun Nullen und einer Eins

youngstageLeverkusenerAnzeigerDie Tänzer warteten mit allerlei Kostümen und beeindruckenden Choreographien auf – ganz wie die Profis. Foto: Britta Berg
80 Kinder und Jugendliche haben im Rahmen des Young-Stage-Projektes mit dem Musical „Barfuß. . . In meinen Schuhen“ ein unterhaltsames und zugleich kritisches Stück auf die Bühne gebracht. Von Jacqueline Rother

Die Tage vor Weihnachten sind eine Zeit der Besinnung, Zeit der Dankbarkeit, aber auch eine Zeit zum Nachdenken. Genau diesen Nerv wollte das Young-Stage-Projekt am Samstagabend treffen – und hat getroffen. Mit dem Musical „Barfuß. . . In meinen Schuhen“ brachten die 80 Kinder und Jugendlichen ein unterhaltsames und zugleich kritisches Stück auf die Bühne im Forum. Es war ein Rundumschlag mit allen aktuellen Problemen unserer Welt.

Die Geschichte begann mit einem Mann, einem Milliardär, Herrn Levos. „Das ist ein Mann mit neun Nullen und einer eins“, verdeutlichte der Erzähler dessen Reichtum. Die hatte er mit seiner Firma Amalando erwirtschaftet. Mit dem Geld könne man alles kaufen – außer Liebe und Kinder. Das schien egal, denn im Steuerparadies Luxemburg muss die Firma nur einen lächerlichen Satz an Steuern zahlen. Dafür werden die Mitarbeiter ausgebeutet. Die Parallelen zwischen einem großen Internethändler und den Schlagzeilen der Vergangenheit waren nicht zufällig.
Showdance, Modern Dance oder Hip-Hop – die Tanzcoaches hatten die Jugendlichen in allen Tanzrichtungen hervorragend ausgebildet.

Die Werbeeinschübe der Firma Amalando, von vier jungen Schauspielerinnen vorgeführt, waren ein erfrischendes Element, das einen Bogen zur heutigen Omnipräsenz der Medien schlug.

Im Kontrast dazu spielte die nächste Szene in einem nahe gelegenen Flüchtlingsheim. „Geh doch einmal so weit wie ich, vielleicht verstehst du mich“, sang Malik, ein Flüchtlingsjunge, ein von Projektleiter Arthur Horvath selbst geschriebenes Lied. Ohne Eltern war Malik nach Deutschland gekommen.
Die Band, vom Chor begleitet, spielte unter anderem ein serbisches Lied. Das verstanden zwar die wenigsten, aber es berührte direkt.

So beleuchtete das Muscial auch das allgegenwärtige Thema Flüchtlinge. Verloren, unverstanden und allein wurde er von der Frau des Milliardärs in dessen Leben gebracht. Das war der Beginn des Richtungswechsels im Denken des reichen Mannes, denn Geld ist nicht alles. Am Ende kommt das, was kommen muss, die Revolution der Arbeiter und das Einlenken des verbissenen Firmen-Chefs. Die Schlüsselfigur, der Flüchtlingsjunge Malik, zeigt, was wirklich wichtig ist: Menschlichkeit.

Multikulturalität kam nicht nur als stilistisches Detail immer wieder zum Einsatz, sondern spiegelte auch die Zusammensetzung der Young-Stage-Crew wieder. Aus allen Schulformen und kulturellen Schichten kamen sie und zeigten doch im Kleinen, was Europa derzeit im Großen versucht – ein friedvolles Miteinander leben. Jeder hat unterschiedliche Talente und die brachte er oder sie auch ein. Die Tanzgruppe zeigte mit beeindruckender Synchronität ihr Können aus den unterschiedlichen Stilrichtungen. Auch die Band und der Chor spielten, als hätten sie nie etwas anderes getan. Von Nervosität war nichts zu sehen.
Am Ende fanden Malik und sein Adoptiv-Vater doch noch zusammen und bescherten in der Vorweihnachtszeit ein gutes Gefühl.

Fünf Monate lang geprobt

Die Tänzer, Sänger, Schauspieler, Musiker und alle anderen Helfer hatten fünf Monate lang an diesem großartigen Projekt gearbeitet. In den Sommerferien hatten die Kinder und Jugendlichen mit den elf Coaches jeden Tag geprobt. Und diese Anstrengungen haben sich gelohnt. Die Young-Stage-Teilnehmer haben Initiator Horvarth begeistert. „Sie haben uns alle, die ganzen Coaches, sehr stolz gemacht.“

Schirmherr und Schauspieler Jan Georg Kremp, „Der Alte“ im ZDF, konnte bei der Premiere wegen Dreharbeiten nicht dabei sein. Weitere große Projekte seien in Planung, so Horvath. Mehr wollte er aber nicht verraten.

Quelle: Leverkusener Anzeiger www.ksta.de/stadt-leverkusen