50 Jahre Partnerschaft – Jubiläumsfeier 2.0
Im vergangenen Sommer jährte sich die Partnerschaft Leverkusens mit Bracknell zum 50. Mal. Da turnusmäßig 2023 eine Gruppe aus der Farbenstadt zu Besuch in England war, wurde dort der Geburtstag termingerecht gefeiert (lesenswert dazu ist der Bericht über die Reise des letzten Jahres).
Natürlich sollte der Jahrestag auch hier bei uns angemessen begangen werden, und dazu wurde der Aufenthalt einer Reisegruppe aus der Partnerstadt, angeführt von der Vorsitzenden der Bracknell Twinning Association, Mary Temperton, jetzt im Juni genutzt.
Montag, der 17.06.2024 war der große Tag. Er begann mit einem Treffen am Bracknell Square in Opladen, den seit 15 Jahren eine traditionelle rote englische Telefonzelle markiert, damals ein Geschenk zur 35-Jahr-Feier. Eine typische alte rote letter box und ein britischer Papierkorb komplettieren das Ensemble, wobei erstere nunmehr historischen Wert hat, da sie die Inschrift ER II trägt, also auf Königin Elisabeth verweist. Die Telefonzelle wurde nun im Rahmen des 50er-Jubiläums umgewidmet in einen öffentlichen Bücherschrank. Telefonieren konnte man hier sowieso nicht, und da der Stadtbezirk Opladen Standorte für solche Bücherschränke suchte, kam Bezirksbürgermeister Ulrich Liebetrau auf die Idee der Nutzung des roten Hinguckers. Er und Bürgermeister Bernhard Marewski sprachen dazu einige völkerverbindende Geleitworte. Die englischen Gäste hatten Bücher mitgebracht, die als Grundbestand feierlich eingestellt wurden, alle in englischer Sprache. Diese werden natürlich durch deutschsprachige Literatur ergänzt, so dass ein zweisprachiger Fundus zur Auswahl stehen wird, der zusammen mit der roten phone booth jeden Nutzer und jede Nutzerin immer auch an die deutsch-britische Freundschaft erinnern soll. Dankenswerter Weise hat die Aktionsgemeinschaft Opladen die Patenschaft übernommen und wird sich um die Pflege des Bestandes kümmern.
Um 17 Uhr dann traf man sich in Leverkusens guter Stube, dem schönsten Gebäude und Wahrzeichen der Stadt, Schloss Morsbroich. Bürgermeister Marewski, Mary Temperton, auch in Ihrer Funktion als politischer Repräsentantin des Bracknell Town Council, die amtierende Bürgermeisterin Elizabeth Mary Baker, und die Vorsitzende unseres Freundeskreises, Renate Buchwald, betonten in ihren Reden die Wichtigkeit internationaler Verbindungen und Kommunikation zum Abbau immer wieder aufkeimender Ressentiments und nationalistischer Parolen. Marewski und Temperton unterstrichen beide die Bedeutung einzelner Personen, die im Laufe der Jahrzehnte die Partnerschaft in unterschiedlichen Funktionen am Laufen gehalten haben. Der Faktor Mensch spielt immer die wichtigste Rolle: Wenn man sich kennt und verstehen gelernt hat, können politische Entwicklungen einer positiven Beziehung nichts anhaben.
Als Gast- und Jubiläumsgeschenk hatte die englische Gruppe ein Gemälde mitgebracht. Mary Temperton erläuterte dazu, dass es sich bei dem Dargestellten um eine frühere Attraktion Bracknells handele, den Band Stand (Musikpavillon), der im Rahmen der Innenstadterneuerung 2013 abgebaut wurde und wegen der einst verwendeten Baumaterialien nicht woanders wieder aufgestellt werden durfte. Vier Jahre vorher hatte die mixed media Künstlerin Janet Curley Cannon diese Sehenswürdigkeit in einem Gemälde verewigt, das dem Town Council geschenkt wurde. Von diesem Bild ist nur eine limitierte Auflage von Drucken angefertigt worden, was diese natürlich wertvoll macht. In der Darstellung sind die Schilder erkennbar, die einst an der Rahmenstruktur befestigt waren: Bracknell, Opladen, Friendship. Diese wurden vor der Demontage in Sicherheit gebracht und können beim nächsten Besuch in Bracknell angeschaut werden. Der Titel des Gemäldes ist “The Last Stand”, charmant doppeldeutig.
Zum Programm des Festakts gehörte auch die Präsentation eines neuen, im Hip-Hop oder Rap-Stil geschriebenen Fan-Liedes für Bayer 04. Der junge Künstler, Schüler der Jugend-Musikschule, trat im Heimtikot der Meister-Saison auf und erntete für seinen coolen Vortrag viel Applaus. Nach dem Imbiss führte Berhard Marewski noch durch das Schloss und erläuterte die Konzeption der Innen- und Parkgestaltung, bei der die Bevölkerung sehr aktiv in den fortschreitenden Prozess einbezogen werden soll. Dazu bekommen viele Künstler die Gelegenheit, Teilelemente beizusteuern. Jessica Goronczewski, bei der Stadt Leverkusen für die Städtepartnerschaften zuständig, brachte mit kompetenter Übersetzung ins Englische unseren Gästen die Informationen zusätzlich nahe.
Attraktives Programm für die verspäteten Besucher
Bücherschrank und Festakt als Angebote der Stadt Leverkusen bildeten den Höhepunkt der Programmpunkte, die der Freundeskreis für den fünftägigen Aufenthalt der Gäste geplant hatte.
Brüssel und Düsseldorf
Der erste volle Tag sollte in Düsseldorf verbracht werden. Dazu war der Besuch des Landtags gebucht und eine Führung durch unseren Leverkusener Abgeordneten Rüdiger Scholz verabredet worden. Aber wie das so ist, unverhofft kommt oft! Am Vorabend erreichte uns die Mitteilung der englischen Gruppe, dass leider der gebuchte Eurostar-Zug gestrichen worden war und man in Brüssel übernachten müsse. Die durch den Brexit verursachten Formalitäten und die Menge der Fußball-Fans, die wegen der EM nach Deutschland unterwegs waren, hatten schon vorher die Reise sehr verzögert. Somit werde man erst gegen Mittag in Düsseldorf eintreffen. So kamen nur die deutschen Gastgeber in den Genuss der vielen interessanten Informationen, die der erfahrene Abgeordnete Scholz im Landtag zu vermitteln wusste, und seine Antworten auf kritische, aktuelle politische Fragen. Immerhin rechtzeitig zu einem Gruppenfoto und dem Mittagessen in der Kantine des Landtags trafen die Gäste ein. Sie lernten noch, dass Nordrhein-Westfalen seine Existenz in den gegebenen Grenzen der britischen Besatzungsmacht verdankt und bei allen runden Geburtstagen des Landes England einbezogen und prominent repräsentiert sei.
Anschließend gab es einen Spaziergang auf der Rheinuferpromenade über Roncalli und die Kasematten zum Burgplatz, von dem aus zunächst eine Bootsfahrt Richtung Medienhafen und in Gegenrichtung Nordpark unternommen wurde (die Erklärungen waren wegen untauglicher Lautsprecher völlig unverständlich). Danach folgte eine kleine Innenstadtführung, bei der es die vielen lautstarken Fußballfans (darunter viele Schotten) schwer machten, alles Wissenswerte zu verstehen. Aber Marthe Blümel hat alles gegeben und etliche Highlights vermittelt.
BayArena und Köln
Der Samstag stand im Zeichen des Besuchs der Wirkungsstätte der derzeit besten Vereinsmannschaft Deutschlands, SV Bayer 04. Bei schönstem Wetter gab es auf dem Rasen, auf der Tribüne und hinter den Kulissen viel Insiderwissen aufzuschnappen.
Der Sonntag sollte etliche Highlights der Domstadt nahebringen. Das klappte teilweise: Der wunderbare Rund- und Fernblick, den man normalerweise vom LVR-Turm genießen kann, blieb leider versperrt. Im Dom konnte man keine Führung bekommen, da die Messen zu eng getaktet waren. Immerhin konnte man von hinten ganz leise die Atmosphäre der imposanten Kirche während eines Gottesdienstes aufnehmen. Aber das Flanieren in der Altstadt und am Rhein sowie die Böötchenstour entschädigten allemal für die teilweise verschlossenen Türen. Und dann konnte man sich am Abend auch noch gemeinsam über einen Sieg Englands bei der EM freuen.
Neue Bahnstadt
Nach dem Termin am Bracknell-Platz gab es am Montag eine kompetente Führung in englischer Sprache durch die neue Bahnstadt durch die Pressesprecherin des Projektes, Frau Furtkamp. Besonders die erfolgreiche Verknüpfung der alten denkmalgeschützten Gebäude mit den dazu harmonisch gestalteten neuen Strukturen konnte beeindrucken. Dazu die Konzeption des Wohn- und Geschäftskomplexes westlich der Bahnlinie – das stieß auf Interesse.
Rückreise unproblematisch
Am Dienstag war der viel zu kurze Besuch auch schon wieder vorbei. Die Rückfahrt lief wohl wie geplant und alle Beteiligten freuen sich schon auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr, dann wieder in Bracknell!
Norbert Maibücher
50 Jahre erfolgreiche Städtepartnerschaft Leverkusen Bracknell ..
.. war das Motto der großartigen Englandreise der zwölfköpfigen Bürgergruppe des Freundeskreis Bracknell-Leverkusen e.V. (Foto auf Gleis 9 ¾ in Waterloo Station) vom 14. bis 19. September 2023, und wird das Motto des englischen Gegenbesuchs im September 2024 sein. Die Bürgergruppe wurde privat bei den „Hosts“ untergebracht, mit denen teilweise jahrzehntelange Freundschaften bestehen und die in der Regel der Partnerorganisation Bracknell Twinning Association angehören.
Die berührendsten „Highlights“ waren zwei „Celebration Evenings“ mit Bürgern, Vereinsvorständen und stadtpolitischen Vertretern. Der „Celebration Cake“ (Foto) wurde von den Vereinsvorsitzenden Renate Buchwald und Mary Temperton angeschnitten. Die Bürgermeister Bernhard Marewski und Simon Carter ordneten in ihren engagierten Reden die Partnerschaft in den Kontext der deutsch-britischen Freundschaft ein. Jessica Goronczewski, als Vertreterin der Stadt Beisitzerin im Freundeskreis, unterstützt tatkräftig.
Hier Stichworte zu dem wahren Feuerwerk an touristischen „Highlights“ mit entschieden britischem Flair: Besuch des Bracknell-Kulturzentrums “South Hill Park”, von London – Westminster Abbey und Houses of Parliament (!) -, von Windsor, Wisley Gardens, Marlow in Buckinghamshire und “Grey’s Court”, bekannt aus Downton Abbey, Hercule Poirot und Inspector Barnaby.
Die Städtepartnerschaft wurde schon 1973 – im Jahr des UK-Beitritts zum EU-Vorläufer EWG – von Opladen unter Führung von Bürgermeister Bruno Wiefel gegründet und später von Leverkusen fortgeführt. Passenderweise findet der „Table Talk” als monatliches Treffen des Freundeskreises im Bruno Wiefel Haus statt (Kölner Straße 100, jeder 2. Montag im Monat von 17.30-18.30h). Dort ist Schwellenangst unbegründet, der Sprachstand der Teilnehmer reicht von bloßem Zuhören bis zu nahezu perfekter Sprachbeherrschung.
Immer und trotz Brexit geht es um Partnerschaft, persönliche Begegnungen und Erfahrungen, nicht um offizielle „Shakehands”. Der im Jahr 2001 gegründete Freundeskreis will die engen Beziehungen im Geiste der Völkerverständigung und der europäischen Einigung festigen und organisiert daher Reisen, Veranstaltungen, Vorträge, Berufspraktika, Austausche und Schulkontakte.